Straßenkarneval

Interkarnevalistische Zusammenarbeit

Von Ronald Larmann, Kölnische Rundschau vom 25.02.2011

Wenn die Jecken das Schild „D'r Zoch kütt“ sehen, dann strebt der Straßenkarneval seinem
Höhepunkt entgegen: Doch bis dahin ist es für die Verantwortlichen hinter den Kulissen ein weiter und zunehmend schwieriger werdender Weg.

KMK - Komitee Mechernicher KarnevalMECHERNICH Die Pappnas an, die Perücke auf den Kopf, die dicke Jacke übergestreift und ab zum Karnevalszug. Wenn die Jecken das Schild „D'r Zoch kütt“ sehen, dann strebt der Straßenkarneval seinem Höhepunkt entgegen. Doch bis dahin ist es für die Verantwortlichen hinter den Kulissen ein weiter und zunehmend schwieriger werdender Weg. „Die Auflagen werden immer schlimmer“, sagt der Mechernicher Zugleiter Marcel Hembach. Es werde immer schwieriger, den Karneval aufrecht zu erhalten.

Nicht zuletzt aus diesem Grund haben sich die drei Mechernicher Karnevalsgesellschaften seit dieser Session im „Komitee Mechernicher Karneval“ zusammengetan. Getreu dem Motto „Zu Dritt ist man weniger allein“ wollen sie zwar ihre Eigenständigkeit nicht aufgeben, aber die ohnehin schon gute Kooperation noch verstärken. „Schön wäre es, den Karneval weiter nach vorne zu bringen, aber derzeit müssen wir uns darauf beschränken, ihn aufrecht zu erhalten“, sagt Albert Meyer, Vorsitzender des Festausschusses Mechernicher Karneval (FMK). Seit vier Jahren arbeitet der FMK mit der Prinzengarde zusammen und nun ist die dritte Gesellschaft der Stadt am Bleiberg, der KC Bleifööss, hinzugekommen. Einer der wichtigsten Punkte der Zusammenarbeit ist die Findung von Tollitäten und natürlich deren Unterstützung.

Mehr Schultern, aber auch mehr Arbeit

Außerdem veranstalten die drei Gesellschaft gemeinsam die Sessionseröffnung und auch beim Karnevalszug wird die Zusammenarbeit enger. „Im vergangenen Jahr sind wir erstmals mit einem Wagen mitgegangen und haben uns nun verpflichtet, das regelmäßig zu tun“, sagt Manfred Poppek, Chef der Bleifööss. Damit verteilt sich nun die Arbeit für das karnevalistische Brauchtum zwar auf mehrere Schultern, doch die Aufgaben werden immer mehr. Die personellen Anforderungen -Stichwort Wagenengel- steigen ebenso wie die Verwaltungsaufgaben (TÜV und Genehmigungen) und die finanziellen Belastungen. So kostet laut Zugführer Marcel Hembach allein die Durchführung des Karnevalszugs etwas über 6000 Euro (siehe "Hintergrund").

„Dafür gehen wir in Mechernich sammeln“, sagt der FMKVorsitzende Albert Meyer. Doch es sei schwierig, den Bürgern klar zu machen, dass man das Geld nur für die Ausrichtung des Zugs brauche und davon kein Cent für Kamelle genommen werde. „Die bezahlen wir extra“, sagt Reinhard Kijewski, stellvertretender Bleifööss-Vorsitzender.  Manfred Poppek spricht dann aber auch für seine Kollegen, wenn er trotz der vielen Arbeit sagt: „Wenn man dann einen Saal voller fröhlicher Narren oder die Jecken feiernd am Straßenrand sieht, dann geht einem schon das Herz auf.“

Und die „interkarnevalistische Zusammenarbeit“ der drei Mechernicher Vereine trägt bereits Früchte. Für die Session nach dem derzeitigen Bleifööss-Dreigestirn steht schon ein Dreigestirn der Prinzengarde in den Startlöchern. Das verkündete deren Schriftführer Volker Nüßmann: „Schließlich wird die Prinzengarde 40 Jahre alt.“ Und danach hätten wir wieder eins, sagt Manfred Poppek. Die nächsten zwei Jahre sind also gesichert und das Motto des diesjährigen Zugs bringt es auf den Punkt: „Drei Vereine ist doch klar - Ein Komitee, wie wunderbar !“

 

Hintergrund

Kosten für Karnevalszug und einen Wagen

Der Mechernicher Zugleiter Marcel Hembach hat einmal aufgelistet, was der Tulpensonntags-Zug in der Stadt am Bleiberg so kostet (ohne Kamelle !):

Versicherung für etwa 2000 Teilnehmer 625,50 Euro; Versicherung für Zuschauer / KfZ / Wagen 523,92 Euro; Musikkapellen 3890 Euro ; Genehmigung Stadt Mechernich 28 Euro; Pauschale Feuerwehr / Rettungsdienst / Polizei 125 Euro; Ordnungsdienst Pauschale 95 Euro; Bewirtung Ehrentribüne 150 Euro; Beschallung Ehrentribüne 125 Euro; Absperrmaterial 37,50 Euro; Büromaterial 94 Euro; Porto (etwa 180 Briefe) 169,50 Euro; Orden Teilnehmer / Helfer 225 Euro. Insgesamt kommt er auf einen Betrag von 6.088,42 Euro , den der Festausschuss Mechernicher Karneval derzeit zu stemmen hat.

Für einen Komiteewagen kommen noch 4.227,95 Euro hinzu. Im Einzelnen: Jährliche Hallenmiete pro
Wagen 400 Euro; TÜV-Gutachten 35 Euro; Zugmaschine und Fahrer 100 Euro; Wurfmaterial 1.800 Euro; Verpflegung 125 Euro; Beschallung auf dem Wagen 100 Euro; Transport zum TÜV / Unterstellplatz 75 Euro; Versicherung 142,95 Euro; Gegenbesuche bei anderen Zügen (Strempt und Eicks) 1.450 Euro.

Gesamtausgaben für ein Karnevalswochenende mit eigenem Zug und Teilnahme an zwei kleineren Zügen von: 10.316,37 Euro . (ron)